Autor : Dr. med. Georg Reissig, Leipzig

Das Ziel des Projektes ist die Lösung des sog. Pflegenotstandes.

Dir historischen Wurzeln des sog. Pflegenotstandes werden mit allergrößter Sicherheit in der Industrialisierung des Kapitalismus zu finden sein. Karl Marx beschreibt im Kommunistischen Manifest sehr euphorisch, was der Kapitalismus technologisch, gesellschaftlich und auch sozial für ein gigantischer Fortschritt war. Er schreibt von der „Entfesselung der Produktivkräfte“ des Menschen und davon, dass „dem Familienverhältnis sein rührend-sentimentaler Schleier abgerissen“ wurde.

Damals war der Kapitalismus eben nicht negativ besetzt, sondern erlaubte es jungen tatkräftigen Männern und Frauen, sich von ihren familiären Zwängen zu befreien, das Eltern- und Großelternhaus zu verlassen und in die Welt hinauszuziehen, um ihr Glück zu machen.
Vor der Industrialisierung war auch in Europa der Familie die Kinder-, Kranken- und Altenbetreuung überlassen. Durch die Industrialisierung konnten diese extrem aufwändigen und hochmoralisch besetzten Aufgaben endlich für Geld auf Fremde verlagert werden ( Kindergarten, Krankenhäuser, Altenheime ). Und endlich waren die jungen Leute, die sich nicht zu Eltern, Kranken- und Altenpflegern berufen fühlten, frei.

Und diese Freiheit will kaum jemand wieder aufgeben. Durch die stetige Abnahme von Menschen in Deutschland, die unter traditionellen und archaischen Umständen wie zum Beispiel auf dem Lande mit drei Generationen in einem Haus aufwachsen, gibt es tendenziell immer weniger Menschen, in denen die Pflege als Beruf überhaupt noch irgendetwas auslöst.

Auch die zugewanderten Menschen aus traditionell-archaischen Kulturen sind hier keine Ansprechpartner, weil wir es ja grade mit denen zu tun haben, die sich von dieser archaischen Kultur lösen wollen. Diese Menschen werden vermutlich eine noch größere Abneigung als die Deutschen haben, sich um Alte oder Kranke in der Pflege zu kümmern, da sie ja grade eben solchen Verhältnissen oft unter Lebensgefahr entronnen sind.

Angesichts der Konkurrenz der Pflege mit Berufsgebieten, die eben nicht traditionell-archaisch und zudem wesentlich besser bezahlt sind, erscheint die Lösung des sog. Pflegenotstandes mit ein paar Prozenten mehr Lohn als unrealistisch. Um hier überhaupt Attraktivität zu schaffen, müssten die Menschen der Pflege wesentlich mehr Geld verdienen als jemand in der Industrie.

Es gibt eine Bevölkerungsgruppe, die durch ihren psychischen Zuschnitt die o.g. traditionell-archaische Grundhaltung imitiert, nämlich die abhängigen bzw. süchtigen Menschen. Der Teil der Bevölkerung, der mit der ärztlichen Diagnose Sucht bzw. Abhängigkeit lebt, stellt inzwischen einen nennenswerten Teil der Bevölkerung dar. So sind etwa 10 Millionen Menschen in Deutschland krankhaft übergewichtig, 500.000 Menschen sterben vermutlich jedes Jahr an den Folgen der Arbeitssucht, jeder fünfte arbeitende Mensch gilt als arbeitssüchtig oder dafür gefährdet. Die Zahl der Spielsüchtigen ist im digitalen Zeitalter nicht einschätzbar, das meistverkaufte Internet-Produkt sind aber immer wieder Computerspiele. Zwei bis drei Millionen Menschen sind Tablettensüchtig, 1.5 Millionen haben die Diagnose Alkoholismus, ein halbe Million sind Drogensüchtig. Der volkswirtschaftliche Schaden der Abhängigkeit wird nur noch von dem menschlichen Leid der Betroffenen Familien übertroffen. Allein die Folgekosten der Adipositas im Gesundheitswesen werden auf 100 Millionen Euro am Tag geschätzt. Eine ganze Industrie verdient an den Süchtigen und natürlich auch die Bundesrepublik Deutschland und damit ihre Bürger. Allerdings werden ausländische Industien inzwischen das meiste verdienen und unsere Volkswirtschaft in zunehmend die Defizite zu tragen haben. Abhängige Menschen machen sich nicht nur von Essen, Trinken, Drogen, Arbeit, Spielen etc., sondern auch von Menschen abhängig, also im Prinzip von allem. Und alles, was der abhängige Mensch macht, macht er immer weiter. Es ist demzufolge kein Wunder, dass in Pflegeberufen überdurchschnitlich viele Abhängige zu finden sind.

Die Idee des Projektes ist, abhängigen Menschen einen Zugang zur Pflege zu geben. Dieser kann aus o.g. Gründen einer generellen Abneigung der meisten Menschen gegenüber der Pflege nur unter Zwang geschehen. Der Zwang soll über ein Therapieangebot erfolgen im Sinne einer Langzeit-Entwöhnungstherapie. Eine solche wird Jahr für Jahr von zig Tausenden Menschen in Deutschland wahrgenommen und kostet pro Therapieplatz mehrere 10.000 €.

Angedacht ist in Torgau, Sachsen eine Pflegeeinrichtung als eine Aus- Weiterbildungsstätte , in dem die Aufgabe der Suchtkranken die Pflege ist. Neben der Pflege erfolgt natürlich eine theoretische Ausbildung, die Zeit der Therapie ist dann anrechenbar auf eine weitere pflegerische Berufsausbildung. Da sehr viele grade junge Suchtkranke weder über einen nennenswerten Schulabschluss geschweige denn eine Berufsausbildung verfügen, sollte dies für viele Suchtkranke und deren Familien verlockend sein.

Angedacht ist neben dem Angebot der Pflege von Menschen auch das der Pflege von Pflanzen und Tieren, sprich das Angebot einer landwirtschaftlichen Ausbildung. Dies erscheint sinnfällig, da das sich kümmer um die lebendige Welt therapeutisch für psychisch gestörte Menschen am heilsamsten sein wird.

Gesellschaftlich sind Menschen- und Naturpflegerische Tätigkeiten am wichtigsten aber grade körperlich auch am schwersten. Solche Berufe lassen sich nur zum Teil aus finanziellen Gründen ausüben, es braucht hier noch eine darüber hinausgehende innere Motivation. Diese über das Vehikel der Abhängigkeit zu wecken, erscheint als möglich und darüber hinaus als nötig, um den Umschlag vom Pflegenotstand in die Pflegekatastrophe zu vermeiden.

Weitere Informationen zum Projekt SanaTopia folgen in Kürze hier auf dieser Webseite !

Wir freuen uns auf Ihre Fragen, Anregungen und  Meinung, oder sogar projektbezogene Mitarbeit. Nutzen Sie bitte das Kommentarfeld unten, oder noch einfacher, WhatApp, bzw. das Telefon des Projektkoordinators Georg von Nessler  0157 38 295 296

Titelfoto : Pflege durch interaktive Technologien verbessern, BMBF

 

 

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